Die 4 F´s – Die 4 Konflikt-Strategien deines Hundes!
Hunde geraten sehr häufig in Konfliktsituationen. Sei es mit Artgenossen oder auch mit uns Menschen.
Dies können eher kleinere Konflikte sein, wie zum Beispiel: „Mein Mensch ruft mich und ich würde gerne kommen, aber er steht da so bedrohlich und seine Stimme klingt auch nicht gerade einladend!“
Aber auch größere Konlikte können auftreten. Du begegnest auf dem Spaziergang, mit deinem angeleinten Hund, einem anderen angeleinten Hund, der Weg ist sehr schmal und dein Hund wird von dem anderen Hund fixiert.
Fühlt sich dein Hund in bestimmten Situationen unwohl oder gar bedroht, hat er 4 Möglichkeiten/Strategien, damit umzugehen.
Wenn du diese kennst, kannst du in Zukunft viel schneller erkennen, wann dein Hund deine Hilfe und Unterstützung braucht.
Und wenn du ihm in solchen Situationen zur Seite stehst und dein Training dementsprechend aufbaust, wird eure Mensch-Hund-Beziehung, mit Sicherheit, ein völlig neues Level erreichen.
Befindet sich dein Hund in einer Konfliktsituation, passiert so einiges in seinem Gehirn. Der Stresslevel steigt, Adrenalin und Cortisol werden ausgeschüttet und der Körper deines Hundes wird sehr schnell in Alarmbereitschaft gesetzt. Das Gehirn deines Hundes versucht sozusagen eine Lösung für eine, für ihn, bedrohliche/konfliktreiche Situation zu finden.
Hierbei ist es wichtig zu wissen, dass dein Hund dann sehr schlecht oder gar nicht mehr auf deine Signale reagieren kann.
Denn das Denkhirn ist sozusagen abgeschaltet und das sogenannte Reptiliengehirn (Stammhirn) übernimmt die Entscheidungen.
Dabei ist es wirklich völlig unwichtig, wie du als Mensch die jeweilige Situation wahrnimmst und beurteilst.
Es geht ausschließlich darum, wie dein Hund diese Situation empfindet.
Welche Strategie dein Hund zeigt, hängt von sehr vielen Faktoren ab.
Zum Beispiel von
– der aktuellen Situation
– den Möglichkeiten deines Hundes
– dem aktuellen Befinden deines Hundes
– den bisherigen Lernerfahrungen deines Hundes
Hier nun die 4 Möglichkeiten, die dein Hund hat, wenn er sich in einer, für ihn, unangenehmen oder gar bedrohlichen Situation befindet.
Freeze (einfrieren/erstarrren)
Fiddle about (flirten, Rumkaspern)
Flight (fliehen, flüchten)
Fight (kämpfen)
![](https://liebehun.de/wp-content/uploads/2021/10/unsicheres-Bellen-1024x684.jpg)
Freeze – Einfrieren/Erstarren
Das Einfrieren/Erstarren hast du vielleicht schon in Begegnungssituationen mit anderen Hunden beobachten können. Beim „Freeze“ wirkt meist die gesamte Körperoberfläche ruhig. Wenn das Gehirn deines Hundes keine passende Strategie kennt oder sich zwischen mehreren Möglichkeiten nicht entscheiden kann, friert der Körper ein. Es kann sein, dass nur einzelne Körperteile „einfrieren“ oder aber der gesamte Hund. Der Hund bewegt sich langsam oder gar nicht mehr. Auch wenn der Hund wie eingefroren wirkt, ist sein Gehirn sehr aktiv und der Hund steht unter starkem Stress.
Es gibt Hunde, die bleiben im „Freeze“. Es ist aber jederzeit möglich, dass dein Hund in eine andere Reaktion der 4 F´s wechselt.
Das „Freeze“, wie auch alle weiteren Strategien der 4 F´s, können Hunde auch ihren Menschen gegenüber zeigen, wenn sie überfordert sind, das Verhalten ihres Menschen als unangenehm empfinden wird oder der Hund mit unangenehmen Konsequenzen rechnet.
Der Hund bleibt entweder im „Freeze“ oder es wird eine andere Strategie der 4 F´s gezeigt.
Es kann sein
– dass der Hund einen Scheinangriff zeigt (Fight)
– dass er flüchtet (Flight) oder
– dass er versucht, mit Herumkaspern die Situation zu entspannen (Fiddle about/Flirt)
Noch schwieriger wird es für den Hund, wenn sein Mensch einfach weiterläuft und ihn in dieser Situation alleine lässt. Du kannst deinem Hund, oder auch einem anderen Hund in diesen „Freeze“-Momenten helfen, in dem du einen großen Bogen mit deinem Hund läufst und ihn freundlich, seitlich aus der Situation führst.
Am besten wäre es, wenn du schon vorher erkennst, dass dein Hund oder ein anderer gleich ins Freeze gehen wird. Dann kannst du noch vor dem Einfrieren eine Aktion einleiten. Das ist sowohl für dich, als auch für deinen Hund dann leichter zu bewerkstelligen. Mit ein bisschen Übung wirst du die Ansätze schnell erkennen können.
Fiddle about (Herumalbern)
„Fiddle about“ kann sich äußern in Bellen, Kratzen, Buddeln, wild herum flitzen, anspringen, etc.
Das Herumkaspern wird auch oft in Hundebegegnungen gezeigt. Der Hund wirkt dabei, als würde er gern ein lustiges Spiel starten wollen. Dabei wird häufig auch eine Vorderkörpertiefstellung gezeigt, die meist von uns Menschen als nette Spielaufforderung gedeutet wird.
Aber Vorsicht: Es gibt feine, körpersprachliche Unterschiede zwischen der Vorderkörpertiefstellung als Spielaufforderung (play bow) und der Vorderkörpertiefstellung, die bei sozialen Konflikten in der Begegnung gezeigt werden kann (prey bow).
Fehlen alle anderen Anzeichen für Spiel, versucht dein Hund höchstwahrscheinlich eine für ihn stressige/schwierige Situation zu überspielen und möglichst freundlich zu lösen. Sie dient also nicht als Spielaufforderung, sondern lediglich zur Deeskalation und um Anspannung abzubauen.
Zeigt ein Hund in der Begegnung mit anderen Hunden dieses Verhalten, kommt es nicht selten vor, dass dieser von dem/den anderen Hund/en gehetzt wird, was dann noch zusätzlich Verunsicherung und Streß bedeteut und auch nicht ganz ungefährlich für den Gejagten ist. Solche Situationen sollten schnell und freundlich beendet werden, zum Beispiel indem du deinen Hund zu dir rufst.
Wie du richtiges Spiel zwischen Hunden erkennst, kannst du in meinem nächsten Artikel lesen, der in Kürze erscheinen wird.
Bemerkst du das „fiddle about“ häufiger bei deinem Hund, ist das ein deutliches Zeichen, dass dein Hund mit bestimmten Situationen überfordert ist und es wichtig ist, daran zu trainieren, damit es für deinen Hund in Zukunft entspannter ablaufen kann.
Flight – Flüchten
Beim „Flight“, der Flucht, versucht dein Hund aus einer, ihm unangenehmen Situation, zu flüchten, ihr auszuweichen. Auch ein „sich hinlegen“ „sich verstecken“, „sich verkriechen“, „sich abwenden“ und „ein weg gehen“, um die Distanz vergrößern, zählen zum „Flight“.
An der Leine stehen deinen Hund oft nicht alle diese Möglichkeiten zur Verfügung. Wenn du als Mensch nicht auf diese Anzeichen achtest und entsprechend reagierst, wird deine Hund unter Umständen einen andere Strategie wählen. Die letzte Möglichkeit ist dann oft nur das Fight (Drohen, Kämpfen).
So entsteht, auch sehr häufig, die sogenannte Leinenaggression.
Auch hier kannst du deinem Hund helfen, in dem du Bögen läufst, die Distanz vergrößerst.
Und dies natürlich, am besten, so früh wie möglich,
Fight (Kämpfen/Drohen)
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Wenn dein Hund nicht die Möglichkeit hatte, eine der anderen Verhaltensweisen zu zeigen oder die Distanz zum Auslöser schon zu gering ist, kann es zum Fight (Drohen/Kämpfen) kommen.
Wichtig: schon bevor es zum eventuellen „Attackieren“ kommt, gibt es andere kleine Signale, mit denen dein Hund kommuniziert und die auch schon in die Kategorie „Fight“ gehören.
Diese können sein:
– aufgerichtete, angespannte Körperhaltung
– in die Luft schnappen
– fixieren des anderen Hundes
– Zähne zeigen
– Knurren
– Bellen
Es ist sehr wichtig, dass du deinem Hund diese Körpersignale nicht verbietest oder ihn ermahnst oder bestrafst.
Denn damit fügst zu zum einen eine weitere Streßquelle für den Hund dazu un du unterdrückst diese Verhaltensweisen
Dein Hund, wird dann zukünftig, unter Umständen,ft, diese Signale gar nicht mehr zeigen und sofort attackieren/beißen.
Dieses Verhalten hat überhaupt nichts mit Dominanz zu tun. Für deinen Hund ist diese Reaktion, in dem Moment, die einzige Möglichkeit, sich eine potentielle Bedrohung vom Hals zu halten.
Oft kann man dieses Verhalten bei Hundebegegnungen, an der Leine, beobachten. Werden Hunde, in einer viel zu dichten und unangenehmen Situation, aneinander vorbeigeführt, wäre eine natürliche Reaktion das Flüchten/Distanz aufbauen. Da die Menschen dies aber häufig nicht zulassen, weil sie aneinander vorbei gehen möchten und oftmals auch gar nicht erkennen, in welch prekärer Lage sich der eigene Hund befindet, bleibt den Hunden oft keine andere Strategie übrig, als zu Kämpfen oder zumindest drohen.
So kommt es in vielen Fällen, zu einer Leinenaggression. Das ist übrigens eins der Hauptprobleme, warum Hundehalter sich an einen Hundetrainer wenden. Die Leinenaggression ist wirklich weit verbreitet.
Auch hier gilt es wieder, die Körpersignale deines Hundes frühzeitig zu erkennen, richtig zu deuten und ihn so gut wie möglich zu unterstützen. So muss dein Hund dieses Verhalten gar nicht erst zeigen, weil du es gar nicht zu einer, für ihn bedrohlichen Situation, kommen lässt.
![Die 4 F´s- Grafik](https://liebehun.de/wp-content/uploads/2021/10/Die-4-F´s.png)
Ich freue mich, wenn die Informationen aus meinem Artikel hilfreich für dich sind und wenn du deinem Hund in Zukunft helfen möchtest, andere und bessere Bewältigungsstrategien, als die 4Fs, kennen zu lernen.
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Unten findest du noch einige, spannende Buchempfehlungen.
Alles Liebe,
deine Anja
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