Sei gut zu deinem Hund!- Lerne, fühle, verstehe, handle...
Leider zeigt sich zunehmend, dass das Märchen von der Dominanztheorie immer noch sehr weit verbreitet ist, weiter getragen wird und dementsprechend mit Hunden umgegangen wird.
Immer häufiger sehe ich Hundehalter, die aufgrund dieser Theorie, fragwürdige Methoden anwenden, um ihren Hund zu erziehen. Und- es tut mir im Herzen weh. Für die Hunde, aber auch für die Menschen. Denn ich unterstelle jetzt mal, dass die meisten Hundehalter ja nur das Beste für ihren Hund wollen und einfach oft nur ahnungslos in die Fallen tappen, die einige Hundetrainer geschickt aufstellen zu wissen.
Wie kommen also gut meinende Hundehalter darauf, ihren Hund, den besten Freund des Menschen, so dermaßen mies zu behandeln?
Weil es leider immer noch sehr viele Hundetrainer gibt, die diese Methoden, als die einzig wahren „verkaufen“. Und anscheinend glauben ihnen viele Menschen. Denn auch in Facebookgruppen ist es gang und gäbe, solche Tipps zu verbreiten und andere, hundefreundlichere Methoden runter zu machen und zu belächeln und Menschen, die sich mal trauen, diese hundefreundlicheren Methoden anzusprechen, teilweise verspotten und auf übelste Art und Weise runtermachen,
Ich möchte dir da mal von einer Erfahrung berichten, die ich, vor nicht allzu langer Zeit machen durfte oder musste :(.
Bei einem Besuch einer Hundeschule, bekam ich mit, dass eine Teilnehmerin, Ihre Besorgnis darüber äußerte, dass sie befürchte, ihr Hund (ca. 6 Monate) könnte zukünftig Angst ihr gegenüber entwickeln, bei den vorgeschlagenen Maßnahmen der Hundetrainerin. Und nachdem was ich in diesem Kurs sehen musste:“Ja, das wird mit Sicherheit geschehen.“
Ihr Zweifel an den angewandten Methoden wurde mit einem lapidaren „nein, der bekommt keine Angst vor dir, du tust ihm ja nicht weh“ abgetan. Ich hoffe sehr, dass dieses Mensch-Hund-Team inzwischen einen anderen Weg gefunden hat. Ich habe da nicht eingegriffen, weil ich nur als Zuschauerin dabei war und mich dort eigentlich als Hundetrainerin bewerben wollte. Im Nachhinein ärgere ich mich sehr darüber, dass ich nicht sofort in der Gruppe das Wort ergriffen habe und auch nicht den Arsch in der Hose hatte. Das hätte vielleicht einige zum Nachdenken gebracht. Denn sie war nicht die einzige, die sich augenscheinlich sehr unwohl fühlte. Zu meiner Entschuldigung: Ich war über alle Maßen geschockt. Und ich habe wirklich schon so einiges gesehen. Und: Diese Trainerin wird vom hiesigen Veterinäramt bei aggressiven Hunden empfohlen. Meiner Meinung nach züchtet sich diese Dame ihre späteren Kunden, durch ihre Methoden, buchstäblich selbst heran. Natürlich habe ich der Trainerin hinterher versucht zu erklären, warum ich nicht so arbeite und nicht interessiert bin, bei ihr zu arbeiten.
Aber man ahnt es vielleicht schon. Sie war dermaßen überzeugt von ihren Methoden und hatte nur ein müdes Lächeln für meine Ausführungen übrig. Sie wird, wie gesagt, vom hiesigen Veterinäramt empfohlen und ihre Kunden kommen aus ganz Deutschland, reisen teilweise hunderte Kilometer an, um in den „Genuss“ ihres Wissens und ihres Trainings zu kommen. Das macht schon was mit dem Ego.
Die Methoden die dort angewandt werden, stützen sich ausschließlich auf die „veraltete“ Dominanztheorie.
Im Nachfolgenden spreche ich der Einfachheit halber über „Hunde“. Damit meine ich Hunde jeden Alters, auch Welpen.
Einige dieser „Maßnahmen“ habe ich in dieser Hundeschule gesehen, andere in anderen Hundeschulen oder als Tipp in Foren, oder live auf der Straße. Jede/r Hundetrainer/in hat das so seine/ihre eigenen „Maßnahmen“. Doch ähneln sie sich alle. Es wird mit Druck, Angst, Einschüchterung und/oder Schmerzreizen gearbeitet.
Hunde werden mit Wasser bespritzt, es wird an der Leine geruckt, sie werden mit Schellen beworfen oder auf den Rücken geworfen und dort (oftmals schreiend vor Angst) so lange gehalten, bis sie „aufgeben“, weil sie vermeintlich andere Hunde dominieren oder einfach nicht so „funktionieren“ wie Mensch sich das gerade wünscht und das muss unter allen Umständen reglementiert werden. Anmerkung von mir: „Ansonsten könnten diese Hunde ja die Weltherrschaft übernehmen oder zu reißenden Bestien werden.“ Dabei wird oftmals völlig außer Acht gelassen, dass diese Hunde, das alles doch erst einmal lernen müssen und in den meisten Fällen überhaupt noch nicht mal erahnen, was der Mensch da gerade von ihnen will. Beim Schreiben dieser Zeilen merke ich gerade, wie sehr mich das berührt. Puhhh!
Das passiert auch oft mit Hunden, die sich wehren, weil sie massivst von anderen Hunden gemobbt werden. Oder sie werden ganz einfach aus der Gruppe ausgeschlossen.
Es wird teilweise eine halbe Stunde lang geübt, ordentlich „leinenführig“auf den Platz zu gehen, indem noch nicht leinenführige Hunde, massivst körpersprachlich von ihren Menschen bedroht werden. Es wird auf sie zu gesprungen, sie werden zurück gedrückt/gedrängt, der sogenannte „Körperblock“ wird eingesetzt, weil Hunde oder gar Wölfe, das ja angeblich auch so untereinander machen würden. In meinem Beispiel mit der Hundeschule hat übrigens, wen wunderts, kein Hund leinenführig den Platz betreten. Was man sah, waren extrem gestresste Junghunde (ca. zwischen 5 und 9 Monaten), die keine Ahnung hatten, worum es geht und dann zu allem Überfluss, danach noch zum „Spielen“ frei gelassen wurden. Wie das aussah, kann man sich jetzt wohl bildlich vorstellen.
Einige dieser „Maßnahmen“ habe ich in dieser Hundeschule gesehen, andere in anderen Hundeschulen oder als Tipp in Foren, oder live auf der Straße. Jede/r Hundetrainer/in hat das so seine/ihre eigenen „Maßnahmen“. Doch ähneln sie sich alle. Es wird mit Druck, Angst, Einschüchterung und/oder Schmerzreizen gearbeitet.
Was haben die Hunde dabei gelernt?
– Ich kann meinem Menschen nicht vertrauen, mich nicht auf ihn verlassen.
Ein Hund, der nicht weiß, was man von ihm möchte, der so behandelt wird, baut verständlicherweise, kein Vertrauensverhältnis zu seinem Menschen auf, wird zunehmend Stressanzeichen und -symptome zeigen, wenn er anderen Hunden, und ja, auch Menschen begegnet. Das heißt, in für ihn unsicheren, kritischen Situationen, wird er nicht die Nähe seines Menschen suchen, sondern irgendwie versuchen, seine eigene Haut zu retten. Was dann natürlich auch wieder vehement gemaßregelt wird, weil das geht ja gar nicht.
Exemplarisch für die Anwendung solcher Maßnahmen sind dann oftmals Hunde, die bei Hundebegegnungen so hilflos sind, dass sie entweder vollkommen erstarren (Freeze), versuchen zu flüchten (Flight), angreifen (Fight! Dazu gehört auch das Drohen, Verbellen, nach vorne gehen) oder rumzukaspern/zu überdrehen (Fiddle about =kann wie Freude, Ausgelassenheit, Spiel aussehen). Wenn der Hund immer wieder solche Stresssituationen erleben muss, wird der Spaziergang oft für Mensch UND Hund ein Desaster. Der Hund ist so gut wie nicht mehr in der Lage zu lernen, bzw. kann nichts Positives mit derartigen Situationen verknüpfen. Der gesamte Organismus befindet sich immer häufiger im Alarmzustand. Genau so zieht man sich reaktive/nach vorne gehende Hunde heran und das Zusammenleben ist dann weit entfernt von dem, was man sich eigentlich gewünscht hatte, als man darüber nachdachte, wie schön und welche Bereicherung es doch sein könnte, einen Hund in sein Leben zu holen.
Mehr zu den sogenannten 4 F´s, den 4 Konfliktstrategien findest du HIER:
–Begegnungen mit anderen Hunde bedeuten Stress und für das äußerst soziale Lebewesen Hund, erscheint jede Begegnung mit Artgenossen, wie die Hölle 🙁–erlernte Hilflosigkeit, sowohl beim Hund als auch beim Menschen.
Nützen die ganzen Konfliktlösungsstrategien nichts und der Hund wird immer wieder mit derartigen Situationen konfrontiert, lernt der Hund, dass alles was er zeigt, nicht zum gewünschten Erfolg führt. Das alles nichts hilft. Dieses andere Wesen, der Mensch versteht mich nicht, spricht nicht meine Sprache, ich kann mich nicht auf ihn verlassen, ich stehe alleine da. Und entweder werden seine Reaktionen noch heftiger und er zeigt noch massiveres Verhalten, zum Beispiel den eigenen Menschen attackieren/beißen, Hunde beißen, wenn er kann oder er fällt in eine sogenannte, erlernte Hilflosigkeit. Diese Hunde wirken auf den ersten Blick draußen, als sehr gut erzogen. Wenn man genauer hinschaut, sieht man Hunde die aufgeben haben und nur noch ein Schatten ihrer selbst sind, neben dem Menschen hertrotten und Außenreize vollkommen ausblenden. Diese Hunde nehmen nicht mehr am Leben teil. Solche Hunde wirken auch zuhause oft depressiv, können sich benagen (wie Nägelkauen), kratzen etc.
Ich sehe leider heutzutage immer häufiger unsichere, verschüchterte Hunde und reaktive/nach vorne gehende Hunde deren Schicksal in einer Welpengruppe, bei der Wahl der falschen Hundeschule oder aus fehlendem Wissen, seitens des Hundehalters begann.
Die Hundehalter wollten sicher das Beste für ihren vierbeinigen „Freund“ und sind an die falschen Hundetrainer geraten, haben sich in Facebookgruppen Rat geholt, auf angebliche Hundekenner auf der Hundewiese vertraut oder sich einfach viel zu wenig mit den relevanten Themen beschäftigt.
Wie kannst du also die richtige Hundeschule/den richtigen Hundetrainer,
die richtige Methode finden?
Mein Tipp:
Mach dir ein eigenes Bild, vertraue auf dein Bauchgefühl und guck dir die Hundeschulen vorher an – ohne Hund! Denn nur so bist du in der Beobachter-Perspektive. Wenn du deinen eigenen Hund dabei hast, bist du, in aller Regel, sehr auf ihn fokussiert und nicht darauf, wie mit den Hunden und den dazugehörigen Menschen umgangen wird. Hundetrainern, bei denen ein Zuschauen beim Unterricht, vor der Buchung, nicht gestattet ist, würde ich mit äußerster Vorsicht begegnen. Sprich mit den Trainern. Sie sollten sich Zeit für dich nehmen, etwas über deine Wünsche erfahren wollen und dir erklären wollen, wie sie arbeiten. Sollten dabei Schlagworte fallen, wie artgerechtes, natürliches und/oder soziales Hundeverhalten, arbeiten mit Körpersprache, Rudelführer und ähnliches fallen, rate ich sehr zur Vorsicht.
Hast du keine gute Hundeschule um die Ecke, nehme eine längere Fahrt in Kauf, oder besuche Wochenendseminare, sammle Wissen. Es gibt inzwischen auch sehr gute Online-Programme und ja auch online geht das sehr gut.
Am Ende meines Artikels findet du meine Empfehlungen für gute Büchern und Online-Kurse.
Blicke über den Tellerrand, recherchiere im Internet, Büchern etc. und nimm dir Zeit,
dir ein eigenes Bild zu machen und Methoden zu finden, mit denen du dich gut fühlst und die dir plausibel erscheinen und die zum Wohle deines Hundes sind.
Lerne, verstehe, fühle & handle…
Möchtest du mehr über die neuesten Studien zu Canidenverhalten lesen, erfahren warum die Dominanztheorie schon lange veraltet ist und dein Training dementsprechend gestalten. Dann kommentiere gern unter meinem Beitrag und ich setze mich an einen Artikel, der diese Themen behandelt.
In diesem Sinne,
sei gut zu deinem Hund,
deine Anja
Meine Empfehlungen
Lorem ipsum dolor sit amet, consectetur adipiscing elit. Ut elit tellus, luctus nec ullamcorper mattis, pulvinar dapibus leo.